Entdeckung seltener Orchideen auf Extensivierungsflächen vor dem Flughafen in Findel

Kürzlich wurden anlässlich botanischer Inventurarbeiten auf Grünflächen entlang der Nationalstraße N1 vor dem Flughafengelände in Findel zwei seltene Orchideenarten entdeckt, nämlich Anacamptis pyramidalis (Pyramidenorchidee) und Ophrys apifera (Bienenragwurz).

Seit einigen Jahren werden diese Grünflächen im Rahmen eines Pilotprojektes, welches von der Straßenbauverwaltung und der Naturverwaltung entwickelt wurde, nach ökologischen Prinzipien gepflegt. Diese beinhalten insbesondere eine relativ starke Einschränkung der Mähintensität. Die Flächen werden einmal im Frühjahr, und, wenn nötig, noch einmal im Sommer gemäht. Es wird verzichtet auf einen erneuten Eingriff im Herbst. Dieses Vorgehen, welches der alten Praxis in der traditionellen Landwirtschaft entspricht, ermöglicht der Krautvegetation ihren natürlichen Jahreszyklus zu durchlaufen, vom ersten Höhenwachstum im Frühjahr über das Blühen bis zur Reife der Samen im Sommer. Im Herbst und im Winter bietet das nicht gemähte Gras vielen Pflanzen und Tieren Unterschlupf. Auf Grund der Naturnähe, welche die extensiv gepflegten Flächen kennzeichnen, finden sich jedes Jahr spontan neue Arten ein.

Aber auch für den Menschen, insbesondere die Autofahrer und die Fußgänger, bringt die Extensivierung des Unterhaltes Vorteile mit sich. So kann beispielweise die Natur nach den jahreszeitlichen Erscheinungsformen und Farben erlebt werden. Das hohe Gras zwischen dem Bürgersteig und der Straße schirmt die Fußgänger vom Autoverkehr ab. Die naturnahe Krautvegetation trägt zur optischen Integration der bebauten Flächen in die Landschaft bei.

Von Beginn an wurde auf den Flächen periodisch ein botanisches Monitoring durchgeführt, um die Entwicklung der Biodiversität zu verfolgen. Dieses Jahr wurden im Ganzen 139 Pflanzenarten aufgefunden, von denen 6 auf der roten Liste aufgeführt sind. Dabei hat die Gesamtzahl der Pflanzenarten seit Beginn des Projektes progressiv zugenommen. Der Fund der beiden Orchideenarten, welche üblicherweise nur in Naturschutzgebieten vorkommen, stellt einen Höhepunkt in der ökologischen Wertigkeit des Geländes dar.

Das Pilotprojekt zeigt, dass ein Bauwerk, wie in diesem Fall eine Straße, nicht unbedingt nur eine Beeinträchtigung von Natur und Landschaft mit sich bringt, sondern dass es durchaus auch zu einer gewissen ökologischen und ästhetischen Aufwertung beitragen kann. Es verdeutlicht außerdem, dass derartige Aufwertungen nicht durch Mehrausgaben, sondern durch Einsparungen erreicht werden können.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass die Minister Claude Wiseler und Marco Schank vor kurzem eine neue Broschüre mit dem Titel „Nature et Construction“ vorgestellt haben, in der die Möglichkeiten zur ökologischen Gestaltung und Extensivierung des Unterhalts entlang der Straßen und im urbanen Raum dargestellt werden.

Die Broschüre kann bei der Straßenbauverwaltung (marc.kalbusch@pch.etat.lu) oder bei der Naturverwaltung (francois.meyers@anf.etat.lu) bestellt werden. Sie kann auch auf der Internetseite www.mddi.lu heruntergeladen werden.

Communiqué par le ministère du Développement durable et des Infrastructures

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