François Bausch au sujet de la mobilité

"Da wir uns in Zukunft nicht mehr ausschließlich auf das Auto als Transportmittel fokussieren können, sondern dies in meinen Augen nur ein Teil der Mobilitätskette darstellt, müssen wir das Angebot an öffentlichen Transportmitteln, über die wir verfügen, genauestens unter die Lupe nehmen und dementsprechend ausbauen. Stichwort Multimobilität, da muss die Regierung aktiv werden."

Revue: Wie gedenkt die neue Regierung gegen den Verkehrskollaps vorzugehen, dem wir jeden Tag ausgesetzt sind?

François Bausch: Da wir uns in Zukunft nicht mehr ausschließlich auf das Auto als Transportmittel fokussieren können, sondern dies in meinen Augen nur ein Teil der Mobilitätskette darstellt, müssen wir das Angebot an öffentlichen Transportmitteln, über die wir verfügen, genauestens unter die Lupe nehmen und dementsprechend ausbauen. Stichwort Multimobilität, da muss die Regierung aktiv werden. Ich kann von niemandem verlangen, dass er auf den öffentlichen Transport zurückgreift, wenn es keine zeitgemäßen Park&Rides gibt oder wenn die Busse oder Züge öfters Verspätung haben, kurz, wenn die Qualität des Angebots nicht stimmt. Das ist die Hausaufgabe, die die neue Regierung machen muss.

Revue: Was erwarten Sie von dem Einzelnen?

François Bausch: Jeder ist gefordert und sollte für sich entscheiden, wann er sein privates Fortbewegungsmittel einsetzt und wann es Sinn macht, nicht darauf zurückzugreifen. Das Auto ist sicher nicht erfunden worden, um Distanzen von bis zu drei Kilometern zurückzulegen. Da gibt es ganz andere Möglichkeiten. Zu Fuß, per Rad oder mit dem Bus. Oft ist es ja so, dass der öffentliche Transport viel effizienter ist, wenn es darum geht, von A nach B zu kommen. Damit dieses Modell funktionieren kann, muss die Qualität des Angebotes stimmen.

Revue: Haben Sie denn das Gefühl, dass der Luxemburger bereit ist, diesen Schritt zu machen bzw. umzudenken?

François Bausch: Wie gesagt, nur wenn das Angebot stimmt, werden die Leute umdenken. Es wird ja kei nen Mobilitäts- oder Qualitätsverlust geben. Wenn ich reflexartig den Schlüssel nehme, dann losfahre und mich kurze Zeit später darüber aufrege, dass ich im Stau stehe, ist das ja auch keine Lebensqualität. Ziel muss es sein, dass sich unsere Mobilität im Alltag verbessert und dafür ist eine persönliche Analyse unabdingbar.

Revue: Sind wir alle zu sehr auf den Wagen fixiert?

François Bausch: Ich glaube, dass wir unser Augenmerk in den letzten 40 Jahren immer mehr auf den Individualverkehr gerichtet und den Überblick darüber verloren haben, welches Fortbewegungsmittel effizienter sein könnte als das Auto. Wenn wir umdenken, werden diejenigen Verkehrsteilnehmer wieder den Platz auf den Straßen finden, die tatsächlich das Auto benötigen, weil sie flexible Arbeitszeiten haben, im Außendienst tätig sind oder halt einfach zu Terminen raus müssen. Das ist ein enormer Paradigmenwechsel, den wir da anstreben.

Revue: Das hört sich alles schön und gut an. Gibt es denn solche Erfolgsmodelle?

François Bausch: Ballungszentren wie Kopenhagen, Montreal, Vancouver und Wien haben diese Herausforderung angepackt und ihre Urbanität neu gestaltet. Das Leben in den Städten und Dörfern muss neu organisiert werden.

Revue: Anderes Thema: Wann fährt die Tram?

Ende 2017, spätestens Anfang 2018, nach einer eingehenden Testphase, wird die Tram operativ sein. Das Gesetzesprojekt steht in Kürze auf der Tagesordnung der Nachhaltigkeitskommission. Die Planungen laufen auf vollen Touren. Die neue Regierung hat ja das Projekt um die beiden "Antennen" Gare-Howald, Cloche d'Or/Ban de Gasperich und Gare-Luxexpo Richtung Findel inklusive dem Park&Ride "Héihenhaff" erweitert.

Revue: Wie ist es um die Nordstrooss bestellt?

François Bausch: Dieses Jahr ist es wirklich so, dass wir sagen können, nächstes Jahr ist es so weit. 2015 wird sie aufgehen. Desto wichtiger ist es, mit dem Bau des Park&Ride "Héihenhaff" rasch voranzukommen. Dort entstehen 4.000 Parkplätze. Sonst haben wir ein weiteres Problem. Es muss zu einer verkehrstechnischen Beruhigung des Alzettetals kommen, im Interesse der Einwohner.

Revue: Wie ist es um die Pendler bestellt?

François Bausch: Auch da tut sich einiges. Die Strecke Wasserbillig-Igel wird zweigleisig. Zudem wird die CFL auf dieser Linie weitere zweistöckige Züge einsetzen. Ziel ist es, im Stundentakt zu fahren und in Spitzenzeiten im Halbstundentakt. Zudem werden die Buslinien verstärkt. Wir müssen den öffentlichen Transport auch für die Pendler attraktiver machen. Das Gleiche gilt für die, die aus Frankreich und Belgien kommen. Was unsere belgischen Nachbarn betrifft, streben wir eine tarifliche Änderung an. Auf französischer Seite ist das umständlicher. Dort laufen die Diskussionen nicht auf Länder- oder Regionalebene, sondern oft zentral in Paris mit dem französischen Transportminister.

Revue:  Im Straßenverkehr gab es letztes Jahr 45 Tote. Eine Horrorbilanz. Wird in Zukunft mehr kontrolliert und sanktioniert?

François Bausch: Das kann man durchaus so formulieren. Dieses ganze Leid, wie bei dem Unfall, bei dem kürzlich ein Fahranfänger mit hoher Geschwindigkeit durch Rot raste und dann diesen Zusammenprall mit einem anderen Auto verursachte, bei dem ein Passant ums Leben kam, die Trauer... all das will ich nicht mehr. Es wird darum gehen, die sogenannten schwarzen Schafe ausfindig zu machen, die für diesen Krieg auf unseren Straßen verantwortlich sind. Für das Gros der Verkehrsteilnehmer ändert sich nichts. In Sachen Punkteführerschein werde ich mich indes für das Projekt meines Vorgängers stark machen, das von der zuständigen Chamberkommission abgeschwächt wurde.

Revue: Was passiert in Sachen Radarfallen?

François Bausch: Bis zum Sommer hätte ich gerne einen konkreten Aktionsplan. Es werden fixe und mobile Radarfallen installiert, wobei es bei Letzten um die psychologische Komponente geht. Radars können in Zukunft überall lauern. Die fixen werden dort installiert, wo wir straßenbautechnisch nichts mehr ändern können. Darüber hinaus ist bereits für kommenden Monat ein Rundtischgespräch zum Thema Verkehrssicherheit geplant, wo ich mir von allen Teilnehmern eine Menge Input erwarte. Prävention und Sensibilisierung werden weiterhin groß geschrieben. Formation auch. Fahrfehler können durchaus durch eine gute Fahrausbildung vermieden werden. Geplant sind zudem 30-Kilometer-Zonen und Shared-space-Konzepte innerhalb von Ortschaften, in welche durchwegs auch die sogenannten "Staatsstroossen" mit einbezogen werden können.

Revue: Welches Verhältnis haben Sie eigentlich persönlich zum Auto?

François Bausch: Ich versuche die Philosophie zu applizieren, für die ich mich stark mache. Ich komme das ganze Jahr über größtenteils mit dem Fahrrad zur Arbeit. Da mein Tagesablauf fast auf die Minute geplant ist, muss ich auch auf meinen Dienstwagen zurückgreifen, weil es nicht anders geht. Ansonsten lasse ich mir meinen Tagesablauf stets morgens durch den Kopf gehen. Jetzt, wo "déi gréng" in der Regierung sind, möchte ich Folgendes klarstellen: Es ist nicht so, dass wir gegen Autos sind. Wir plädieren halt bloß für eine rationellere Nutzung und wollen alles dafür tun, dass es mehr und mehr Autos mit Null-Emissionen gibt. Ich bin auch überzeugt davon, dass die Branche in Kürze eine technische Revolution erleben wird. Für kürzere Strecken klappt das schon mit Elektroautos. Es hakt bei den größeren Distanzen. Da ist wohl eine Kombination zwischen Elektro-Brennstoff/Wasserstoff vonnöten. Wir plädieren aber nicht nur aus Umweltgründen dafür, sondern auch aus sozialen Gründen. Erdöl ist nur begrenzt vorhanden und wird irgendwann so teuer, dass es sich nicht mehr alle leisten können.

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