Marco Schank au sujet du changement climatique

Luxemburger Wort: Klima- und Umweltschutz wird in unserer Gesellschaft mehr und mehr zum Thema. Welchen Rahmen nehmen in diesem Kontext erneuerbare Energien ein?

Marco Schank:In Anbetracht der weiterhin steigenden Weltbevölkerung und des stark anwachsenden Energie- und Ressourcenverbrauchs steht außer Frage, dass Klimaund Umweltschutz für die kommenden Jahrzehnte außerordentlich große Herausforderungen darstellen. Der Klimawandel wird mehr und mehr zur spürbaren Realität. Die Zuwachsrate der Treibhausgas-Emissionen ist in den vergangenen zehn Jahren sogar größer als in den pessimistischsten Zukunftsszenarien des Klimarates der Vereinten Nationen in den neunziger Jahren unterstellt. Ohne Zweifel, die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien ist ein wesentlicher Lösungsansatz. Nach meinem Erachten muss jedoch die Steigerung der Energieeffizienz ganz klar an erster Stelle stehen. Wir müssen in jedem Fall lernen, wesentlich effizienter mit Rohstoffen und Energie umzugehen.

Luxemburger Wort: Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Bioenergie ... Wie soll sich der Laie in diesem "Energie-Wald" zurechtfinden?

Marco Schank: Der Ausbau erneuerbarer Energien macht weltweit viel zu geringe Fortschritte. Aber es zeigt sich immer mehr, dass nicht jede Form und jedes Ausmaß der regenerativen Energieerzeugung mit den Nachhaltigkeitsanforderungen vereinbar ist. Für Luxemburg gilt es, die uns zur Verfügung stehenden nationalen Potenziale besser zu nutzen. Im Bereich Stromerzeugung sollen zukünftig Biomasse und Wind die beiden Hauptleistungsträger darstellen, im Wärmebereich ist neben dem Ausbau einer netzgebundenen Wärmeversorgung auf Basis von Biomasse ebenfalls die dezentrale Wärmeproduktion von großer Relevanz. In Haushalten werden neben der Biomasse die Technologien der Solar thermie und Wärmepumpen verstärkt zum Einsatz kommen.

Luxemburger Wort: Klimawandel und umweltfreundliche Energiegewinnung/-nutzung geht jeden Einzelnen an. Was kann der Einzelne als Beitrag zum Klimaschutz leisten?

Marco Schank: In jedem privaten Haushalt bieten sich Hunderte von Möglichkeiten, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem man darauf achtet, Energie einzusparen und den Einsatz erneuerbarer Energien zu unterstützen: beim Einkaufen regionale Produkte bevorzugen, bei Neuanschaffung von Elektrogeräten auf Energieverbrauch achten, Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel öfter nutzen, um nur einige zu nennen. "myenergy", die nationale Struktur für Information und Beratung in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien, bietet eine umfangreiche und kostenlose Grundberatung an, u. a in den Bereichen Energiesparen im Alltag, energetische Renovierung, energleeffizienter Neubau, erneuerbare Energien. Im Herbst startet das Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur übrigens eine breit angelegte Informations- und Sensibilisierungskampagne, speziell im Bereich der energetischen Altbausanierung.

Luxemburger Wort: Nicht nur der Privatmann, auch die öffentlichen Instanzen sowie Industrie und Gewerbe sind gefordert. Wie steht es hier um die Bereitschaft, erneuerbare Energien zu nutzen?

Marco Schank: Für alle Bereiche, sei es beim Privatmann, bei den öffentlichen Instanzen oder bei Industrie und Gewerbe, gilt: Die prinzipielle Bereitschaft besteht, es fehlt aber allzu oft noch an der notwendigen Information und Beratung, um diese Bereitschaft umzusetzen. Aber wir arbeiten daran: Ausbau und Verstärkung von "myenergy" sowie der Klimapakt mit den Gemeinden werden uns hier weiterhelfen.

Luxemburger Wort: Auf Alternativen umzusteigen, setzt einen Sinneswandel voraus. Inwieweit hat sich dieses Umdenken in der Gesellschaft etabliert, gemessen an den vergangenen 20 bis 30 Jahren?

Marco Schank: Natürlich hat ein Umdenken stattgefunden. So zum Beispiel das Bewusstsein, dass es uns auf Dauer gelingen muss, Wirtschaftswachstum vom Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu entkoppeIn. Klimaschutz wird zunehmend nicht mehr als Last, sondern als Chance und wirtschaftliche Herausforderung angesehen. Sicher haben die schnell anwachsenden Rohstoffpreise einen wesentlichen Teil hierzu beigetragen.

Luxemburger Wort: Die Installierung respektive die Umrüstung auf nicht fossile Energiequellen ist kostenaufwendig. Wie schnell macht sich eine derartige Investition bezahlt? Zum Beispiel in einem privaten Haushalt? Erneuerbare Energien, und dies gilt für grüne Technologien insgesamt, müssen auf Dauer marktfähig sein. In den vergangenen Jahren hat ein zum Teil erheblicher Preisverfall bei den erneuerbaren Energien (Beispiel Fotovoltaik) stattgefunden. Mit den finanziellen Unterstützungen vom Staat lohnen sich die Investitionen auf jeden Fall.

Marco Schank: Wie sieht es mit der finanziellen Unterstützung von staatlicher Seite aus für Privathaushalte? Und für Betriebe?

Luxemburger Wort: Die Herangehensweise der Regierung lautet: fordern und fördern. Fordern einerseits beim Neubau, wo mittlerweile sowohl für Wohngebäude als auch für Zweckbauten hohe Anforderungen gelten, was die Energieeffizienz betrifft. Fördern für Investitionen, die noch über diese Mindest-Anforderungen hinausgehen (z. B. Passivhaus) sowie natürlich im Bereich der Altbausanierung und der Nutzung der erneuerbaren Energiequellen. Das neue Förderregime "Prime House" (Dezember 2012) sieht in der Tat wesentlich höhere Förderbeträge für Erdwärmepumpen und Holzheizungen vor sowie eine grundlegende Aufwertung der Maßnahmen in der Altbausanierung. Finanzielle Beihilfen für Betriebe werden gemäß der "loi relative un régime d'aides la protection de l'environnementet l'utilisation rationnelle des ressources naturelles" vergeben.

Luxemburger Wort: Die Luxemburger Regierung beabsichtigt, die EU-Klimaziele bis 2020 mit einem nationalen Aktionspian zu erreichen. Inwieweit ist jeder Einzelne gefordert, um dieses Ziel zu erreichen?

Marco Schank: Ende Mai habe ich in der Tat den zweiten nationalen Aktionsplan zur Verringerung der Treibhausgasemissionen vorgestellt. Neben Maßnahmen, die kurzfristig unsere Emissionsbilanz verbessern, gilt es jetzt, durch vorausschauende Entscheidungen die strukturellen Voraussetzungen für eine langfristige Wende zu schaffen, um einen unserer Verantwortung und unseren Möglichkeiten entsprechenden Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können. Die Art, wie wir leben und wohnen, produzieren und konsumieren, sowie unsere Mobilität organisieren, muss sich nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand grundlegend ändern, wenn wir einen gefährlichen Klimawandel noch abwenden wollen. Erfolgreich werden wir die Nachhaltigkeitsprobleme mit ihren Zukunftschancen nur bewältigen können, wenn wir zu einem breiten gesellschaftlichen Konsens finden.

Luxemburger Wort: Was sind die Vorteile von erneuerbaren Energien gegenüber herkömmlichen Energien?

Marco Schank: Erneuerbare Energien leisten einen wesentlichen Beitrag zu Umweltschutz, Versorgungssicherheit und wirtschaftlicher Entwicklung. Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind längerfristig gesehen unabkömmlich für ein nachhaltiges Energiesystem. Am Ende spart jeder Geld und es entstehen zusätzliche Arbeitsplätze ("greenjobs").

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